Schilddrüsenunterfunktion beim Hund: Wenn der Stoffwechsel auf der Bremse steht
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Verantwortung. Sie beeinflusst nahezu jedes Körpersystem – von der Energieproduktion über das Fellwachstum bis hin zur Stimmungslage deines Hundes. Eine Fehlfunktion kann daher weitreichende Folgen haben. In diesem Artikel, basierend auf der Podcast-Folge mit Tierarzt Henning Wilts, erfährst du alles Wichtige zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Hund – von der Ursache über die Diagnose bis zur Behandlung und langfristigen Betreuung.
🧠 Was ist die Aufgabe der Schilddrüse beim Hund?
Die Schilddrüse sitzt am Hals, neben der Luftröhre, und produziert die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Diese Hormone regulieren:
- den Stoffwechsel
- die Körpertemperatur
- die Herzfrequenz
- die Aktivität des Nervensystems
Man kann sich die Schilddrüse bildlich wie einen Trommler auf einer römischen Galeere vorstellen – sie gibt den Takt an, in dem der ganze Körper „rudert“. Wenn sie zu langsam trommelt, verlangsamt sich alles. Genau das passiert bei einer Hypothyreose.
🐾 Häufige Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion
Viele Hundehalter:innen bemerken die Veränderungen erst spät, da sich die Symptome schleichend entwickeln. Typische Anzeichen sind:
🔻 Stoffwechsel & Gewicht
- Unerklärliche Gewichtszunahme, obwohl dein Hund nicht mehr frisst
- Langsamer Herzschlag
- Trägheit und Lustlosigkeit
- Dein Hund friert schneller, sucht ständig warme Plätze
🐕 Verhalten
- Dein Hund wirkt depressiv oder reizbar
- Manchmal sogar aggressiv
- Er spielt weniger und zeigt wenig Interesse an Umweltreizen
🧴 Haut & Fell
- Stumpfes, trockenes Fell
- Symmetrischer Haarausfall (oft beginnt es am Schwanz)
- Hautentzündungen und Schuppenbildung
🧬 Besonders betroffene Rassen für die Hypothyreose
Bestimmte Rassen wie Golden Retriever, Dobermann, Boxer oder Labrador zeigen häufiger Anzeichen, teils aufgrund genetischer Vorbelastung. Die Erkrankung tritt eher bei mittelgroßen bis großen Rassen und in mittlerem Alter auf.

🔍 Diagnose: Blutbild & Hormonspiegel
Bei Verdacht führt der Tierarzt eine Blutuntersuchung durch, insbesondere:
- Gesamt-T4
- freies T4
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Die Kombination aus klinischen Symptomen und Laborwerten ist entscheidend. Wichtig: Manche Erkrankungen (z.B. schwere Infektionen oder chronische Entzündungen) können die Schilddrüsenwerte verfälschen. Das nennt man Euthyroid Sick Syndrome – eine Differenzialdiagnose, die der Tierarzt mitbedenken muss.
💊 Therapie: Lebenslang, aber effektiv
Die Therapie erfolgt mit dem Medikament Levothyroxin, einem synthetischen Schilddrüsenhormon. Es ersetzt das fehlende Hormon und bringt den Stoffwechsel wieder in Schwung.
- Die Dosierung muss individuell auf deinen Hund abgestimmt werden
- Die Behandlung ist täglich und lebenslang
- Erste Besserungen oft nach ein bis zwei Wochen
- Die vollständige Erholung kann mehrere Monate dauern
📅 Kontrolluntersuchungen: Wichtig für langfristigen Erfolg
Regelmäßige Blutuntersuchungen sind essenziell:
- Alle 4–6 Wochen zu Beginn der Therapie
- Danach halbjährlich bis jährlich
Optimal ist die Blutabnahme morgens, 4–6 Stunden nach der Tablettengabe, um vergleichbare Werte zu erhalten.
🥩 Ernährung: Das solltest du beachten bei Hypothyreose
Ein ausgeglichener Hormonhaushalt braucht auch die richtigen Nährstoffe. Wichtig für die Schilddrüsenfunktion sind:
- Selen
- Zink
- Eisen
- Jod – aber weder Mangel noch Überschuss!
🐶 Auch hochwertige Proteine und eine kontrollierte Energiezufuhr helfen dabei, das Gewicht zu stabilisieren.
Lass bei Unsicherheiten das Futter analysieren – dein Tierarzt oder eine tierärztliche Ernährungsberatung kann hier unterstützen.
📋 Checkliste: Verdacht auf Hypothyreose?
Beobachtest du bei deinem Hund:
✅ Gewichtszunahme ohne mehr Futter?
✅ Stumpfes Fell, Schuppen oder Haarausfall?
✅ Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit?
✅ Wenig Bewegungsfreude oder neue Aggressivität?
👉 Dann sprich mit deinem Tierarzt und lass die Schilddrüsenwerte kontrollieren!

🧩 Ursachen & Zusammenhänge – mehr als Hormone?
In manchen Fällen kann auch ein sogenanntes Leaky-Gut-Syndrom eine Rolle spielen, bei dem sich Autoantikörper gegen das Schilddrüsengewebe bilden – ähnlich wie beim Hashimoto beim Menschen. Noch ist das nicht abschließend erforscht, aber es zeigt, wie komplex das Immunsystem mit der Schilddrüse verknüpft ist.
🧠 Fazit: Wachsam sein lohnt sich
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine gut behandelbare Erkrankung, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Sie verlangt etwas Aufmerksamkeit, Geduld und ein gutes Zusammenspiel aus Tierarzt, Ernährung und Lebensrhythmus.
💚 Dein Hund wird es dir danken – mit mehr Energie, Lebensfreude und einem gesunden Gleichgewicht.