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Rüden kastrieren ? Ja oder Nein?

Die Kastration von Rüden ist ein häufig diskutiertes Thema.

Es gibt verschiedene Meinungen und Standpunkte zu diesem Thema, da es sowohl Vorteile als auch Nachteile hat.

Neben der traditionellen Kastration gibt es jetzt auch moderne Ansätze wie den Deslorelin-Chip, der zur Verhinderung der Fortpflanzung eingesetzt werden kann.

In diesem Blog werde ich eingehend auf beide Optionen eingehen.

Etwas wichtiges vorweg!

Einfach zu entscheiden wir kastrieren den Rüden, so einfach ist es leider nicht.

Seitdem das kupieren der Ohren und das kupieren des Schwanzes verboten sind, 
verhält es sich prinzipiell mit der Kastration von Rüden und Hündinnen ohne triftigen Grund genauso.

Eine “prophylaktische” Kastration ist ein Verstoß gegen des Tierschutzgesetz.
Meiner persönlichen Meinung nach finde ist dies sehr strickt, da eine Kastration ein Eckpfeiler eines durchdachten Tierschutzes darstellen kann.

Danach muß es immer zwingende medizinische Gründe geben.
Vor einer operativen Kastration muss immer eine umfassende tierärztliche Beratung erfolgen. 

 

Vorteile der Kastration:

  • Kontrolle der Fortpflanzung:
    Durch die Kastration ist der Rüde nicht mehr fortpflanzungsfähig.
    Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn man keine Welpen durch Unfälle verantworten möchte und die Verantwortung für die Menge der Hunde in Tierheimen ernst nimmt.
  • Reduzierte Aggression:
    Kastrierte Rüden neigen oft dazu, weniger aggressiv zu sein, da der Hormoneinfluss reduziert wird. Dies kann zu einer insgesamt friedlicheren und harmonischeren Beziehung zwischen dem Tier und seinem Besitzer führen,
    sowie auch mit anderen Rüden.
  • Verringerung von markierendem Verhalten:
    Markieren ist ein natürliches Verhalten bei intakten Rüden, bei dem sie ihren Geruch hinterlassen, um ihr Revier zu kennzeichnen. Es gibt aber auch Rüden die ihr Bein wirklich an jeder Milchkanne und jedem Grashalm heben.
    Eine Kastration kann dieses Verhalten deutlich reduzieren oder sogar vollständig beseitigen, was das Zusammenleben deutlich erleichtern kann.
  • Verminderte Risiken bestimmter Erkrankungen:
    Kastrierte Rüden haben kein Risiko mehr Hodentumore zu entwickeln. Außerdem wird das Risiko für die Hunde verringert in gefährliche Situationen zu geraten, wie z.B. durch Raufereien mit anderen Hunden.

Nachteile der Kastration

  • Langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit:
    Obwohl es Vorteile für bestimmte Erkrankungen gibt, sind einige Forschungsergebnisse widersprüchlich hinsichtlich der langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen einer Kastration.
    Durch die Kastration kann es durchaus zu Prostatatumoren kommen. Ich empfehle, die Entscheidung in Absprache mit Deinem Tierarzt zu treffen.
  • Chirurgischer Eingriff:
    Die Kastration ist ein chirurgischer Eingriff und birgt daher immer ein gewisses Risiko, wie bei jeder Operation. Obwohl es routinemäßig durchgeführt wird, besteht immer die Möglichkeit von Komplikationen.
  • Veränderung des Verhaltens:
    Einige Rüden zeigen nach der Kastration Veränderungen im Verhalten. Sie könnten weniger aktiv werden oder sogar eine Gewichtszunahme erfahren. In seltenen Fällen kann sich auch die Persönlichkeit des Hundes verändern. Manchmal sind die männlichen Geschlechtshormone das “Zünglein an der Wage” seines Selbstbewußtseins, so dass eine Kastration zu einer Ängstlichkeit oder Angstbeisserei führen könnte.

Deslorelin-Chip (GnRH) als Option

Der Deslorelin-Chip ist eine moderne Möglichkeit, die Fortpflanzung von Rüden zu kontrollieren. Der Chip wird unter die Haut implantiert und gibt über einen bestimmten Zeitraum kontinuierlich das Hormon Deslorelin ab, was zu einer vorübergehenden Unfruchtbarkeit führt. Nicht erschrecken dabei werden auch die Hoden kleiner.

Vorteile des Deslorelin-Chips:

  • Umkehrbarkeit:
    Im Gegensatz zur traditionellen Kastration ist die Wirkung des Deslorelin-Chips in der Regel reversibel. Nach Ablauf der Wirkungsdauer kann die Fruchtbarkeit normalerweise wiederhergestellt werden.
  • Geringeres Risiko von Verhaltensänderungen:
    Da der Chip die Hormonproduktion nicht dauerhaft beeinflusst, treten Verhaltensänderungen im Allgemeinen seltener auf.

Nachteile des Deslorelin-Chips:

  • Begrenzte Wirkungsdauer:
    Der Chip ist nur für eine begrenzte Zeit wirksam und muss regelmäßig erneuert werden, um eine kontinuierliche Unfruchtbarkeit aufrechtzuerhalten.
  • Mögliche Nebenwirkungen:
    Wie bei jedem medizinischen Eingriff kann es bei der Verwendung des Deslorelin-Chips zu Nebenwirkungen kommen. Es ist wichtig, die Gesundheit des Hundes während der Anwendung zu überwachen.
    Ich hatte schon den einen oder anderen Hund der ängstlicher wurde unter dem Einfluß des Chips.

Mein Fazit

Die Kastration von Rüden, sei es durch die traditionelle Methode oder durch den Deslorelin-Chip, hat sowohl Vor- als auch Nachteile.
Es ist eine persönliche Entscheidung, die jeder Hundebesitzer in Absprache mit seinem Tierarzt treffen sollte. Die Kastration kann eine sinnvolle Option sein, um unerwünschte Welpen zu vermeiden und bestimmte gesundheitliche Vorteile zu erzielen.
Wenn jedoch eine umkehrbare Methode bevorzugt wird, kann der Deslorelin-Chip eine interessante Alternative sein.
Dasselbe gilt wenn man das Risiko von Nebenwirkungen einer operativen Kastration reduzieren will.
Ist mit dem Chip alles in Ordnung und hat man das gewünschte Ergebnis erreicht, ist das Risiko von Verhaltensveränderungen und ähnlichem auch bei der operativen Kastration sehr gering.
Letztendlich steht das Wohl des Hundes immer an erster Stelle, und eine fundierte Entscheidung sollte im besten Interesse des Tieres getroffen werden.

Hier auch Video von mir zu dem Thema

Ich wünsche Dir ein glückliches Händchen bei der Entscheidung zur Kastration und hoffe Du konntest hier einige Informationen mitnehmen.

Liebe Grüße
Henning

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